Adipositas: Die unterschätzte Volkskrankheit – Starkes Übergewicht ist Hauptursache für verlorene gesunde Lebensjahre

  • Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Krebs: Starkes Übergewicht ist Ursache für zahlreiche Krankheiten
  • DAG: „Die Tragweite der Adipositas-Epidemie darf nicht länger unterschätzt werden“
  • Expert:innen diskutieren beim Adipositas-Kongress 2022 wirksame Gegenstrategien

München, 3. Oktober 2022. Im Vorfeld des Adipositas-Kongresses in München warnt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) vor den massiven gesundheitlichen Folgen durch starkes Übergewicht. Adipositas sei inzwischen die wichtigste Ursache für an Krankheit verlorene gesunde Lebensjahre in Europa – das werde von weiten Teilen der Bevölkerung und der Bundespolitik nach wie vor unterschätzt. Aus diesem Anlass hat die DAG die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Adipositas-Epidemie in einem neuen Factsheet zusammengetragen.

„Die Adipositas-Epidemie ist eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit. Starkes Übergewicht ist selbst eine chronische Erkrankung und zugleich eine Ursache für die Entstehung schwerwiegender Folgeerkrankungen wie Herzkrankheiten, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes und mindestens 13 verschiedene Krebsarten“, erklärt Prof. Hans Hauner, DAG-Vorstandsmitglied und Tagungspräsident des Adipositas-Kongresses 2022.

„Wir brauchen ein viel stärkeres Problembewusstsein in der Gesellschaft und in der Politik über die massiven Folgen der Adipositas-Epidemie, die sich durch die COVID-19-Pandemie verschärft hat“, ergänzt Dr. Christina Holzapfel, die ebenfalls DAG-Vorstandsmitglied und Tagungspräsidentin 2022 ist. „Starkes Übergewicht gefährdet die Gesundheit von Millionen Betroffenen und stellt durch die enorme Krankheitslast unsere Solidargemeinschaft vor riesige Herausforderungen. Als Fachgesellschaft möchten wir durch eine verbesserte Aufklärung dazu beitragen, dass die Bedeutung der Problematik nicht länger unterschätzt wird.“

Die DAG hat zu diesem Zweck im Vorfeld des diesjährigen Adipositas-Kongresses die wichtigsten Zahlen, Daten, Fakten zur Adipositas-Epidemie in allgemeinverständlicher Sprache in einem Facsheet zusammengestellt. Der Kongress findet vom 6. bis 8. Oktober in München statt.

+++ Zum Factsheet als PDF mit Quellenangaben +++

Factsheet: Die wichtigsten Zahlen, Daten, Fakten zur Adipositas-Epidemie

Wie ist Adipositas definiert?
• Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts.
• Adipositas wird anhand des Body-Mass-Index (BMI) klassifiziert. Der BMI wird berechnet, in dem das Körpergewicht durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat geteilt wird (z.B. 100 kg / (1,80 m²) = BMI 30,9 kg/m²).
• Ab einem BMI von 30 kg / m² beginnt Adipositas bzw. starkes Übergewicht, bei einem BMI zwischen 25 und 30 kg / m² spricht man von Übergewicht.

Wie viele Menschen sind betroffen?
• 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind von Übergewicht (inklusive Adipositas), ein Viertel der Erwachsenen von Adipositas betroffen.
• 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind von Übergewicht (inklusive Adipositas) und 6 Prozent von Adipositas betroffen.
• Seit den 1970ern hat sich Adipositas weltweit und in Deutschland fast verdreifacht. WHO und OECD sprechen seit Jahren von einer „Epidemie“.

Wieso kam es zur Adipositas-Epidemie?
• Wesentliche Ursache für den Anstieg der Adipositas sind die veränderten Lebensbedingungen, die auf einer genetischen Veranlagung wirksam werden. Der menschliche Körper ist evolutionsbiologisch darauf getrimmt, Fettreserven aufzubauen. Doch in der heutigen Lebenswelt sind hochkalorische Lebensmittel und Getränke erstmalig jederzeit im Übermaß und ohne großen Aufwand/Energieverbrauch verfügbar („übergewichtsfördernde Umwelt“).
• Die Corona-Pandemie hat die Adipositas-Epidemie verschärft: Jeder Dritte Erwachsene und jedes sechste Kind berichten von einer ungesunden Gewichtszunahme – insbesondere Menschen mit hohem Ausgangsgewicht und niedrigem Haushaltseinkommen sind betroffen.

Welche gesundheitlichen Folgen hat Adipositas?
• Übergewicht und Adipositas sind in der WHO Europa Region die Hauptursache für an Krankheit verlorene gesunde Lebensjahre (YLDs).
• 13 Prozent der Todesfälle in der WHO Europa Region sind auf einen hohen BMI zurückzuführen.
• Menschen mit Adipositas haben eine um etwa fünf Jahre geringere Lebenserwartung als Menschen mit Normalgewicht.
• Menschen mit Adipositas haben ein etwa neunfach erhöhtes Risiko für die Entstehung von Typ-2-Diabetes.
• Menschen mit Adipositas haben ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko für die Entstehung der koronaren Herzkrankheit.
• Adipositas erhöht das Risiko für mindestens 13 verschiedene Krebsarten, darunter Brustkrebs, Darmkrebs und Nierenkrebs.
• Menschen mit Adipositas haben ein etwa zweifach erhöhtes Risiko für eine COVID-19-bedingte Hospitalisierung und eine COVID-19-bedingte Mortalität.
• Adipositas verursacht in Deutschland schätzungsweise 63 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten – davon etwa die Hälfte direkt (Gesundheits-/Behandlungskosten) und die Hälfte indirekt (Arbeitsausfälle, Frühverrentung etc.).

Welche Gegenmaßnahmen werden empfohlen?
• Die Adipositas-Epidemie ist umkehrbar. Nach einhelliger Einschätzung ist ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen in verschiedenen Politikfeldern nötig („Health In All Policies“). Die WHO Europa empfiehlt vier „besonders vielversprechende“ Sofortmaßnahmen:
o Gesundheitsorientierte Besteuerung von Lebensmitteln (z.B. Zuckersteuer für Erfrischungsgetränke, Subventionen für Gemüse und Obst)
o Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung für unausgewogene Lebensmittel
o Schulbasierte Interventionen zur Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung
o Verbesserter Zugang zur Adipositas-Therapie im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsversorgung

+++ Zum Factsheet als PDF mit Quellenangaben +++

Pressekontakt:
Oliver Huizinga, Politischer Geschäftsführer
Email: pressestelle@adipositas-gesellschaft.de
Mobil: 01515 – 127 19 21

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Vom 16. bis zum 19. Oktober kommt zur 40. Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) die medizinische und wissenschaftliche Fachwelt rund um das Thema Adipositas in Köln zusammen.
14 Oktober 2024
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11 Oktober 2024
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