Jeder Dritte Erwachsene betroffen: Warum Bauchfett so gefährlich ist

  • Oft unterschätzt: Jeder dritte Erwachsene hat deutlich erhöhten Bauchumfang
  • Bauchfett begünstigt Herzkrankheiten, Diabetes und schwere Covid19-Verläufe
  • DAG-Präsident Aberle: „Bauchfett ist eine tickende Zeitbombe für die Gesundheit“

Berlin/Hamburg, 4. März 2022. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) warnt anlässlich des Welt-Adipositas-Tags vor der unterschätzten Gesundheitsgefahr durch zu viel Bauchfett. Das sogenannte viszerale Fett, das in der Bauchhöhle sitzt, setzt chronische Entzündungen in Gang und beeinflusst das Immunsystem. Außerdem spielt es eine wichtige Rolle bei der Freisetzung von Fettsäuren in den Blutkreislauf. Dadurch erhöht Bauchfett das Risiko für Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und auch für schwere Verläufe bei einer Covid19-Erkrankung. Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge hat jeder Dritte Erwachsene in Deutschland einen deutlich erhöhten Bauchumfang – ein starkes Indiz für zu viel inneres Bauchfett. Doch nicht immer ist das gefährliche Fett von außen sichtbar, auch Normalgewichtige können betroffen sein.

„Inneres Bauchfett ist kein einfacher Energiespeicher, sondern eine tickende Zeitbombe für die Gesundheit“, erklärt Prof. Dr. Jens Aberle, DAG-Präsident und ärztlicher Leiter am Adipositas-Centrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). „Was viele nicht wissen: Das Fett im Bauchraum ist wie ein eigenes Organ. Es produziert Hormone und Substanzen, die Entzündungen fördern und so das Immunsystem schwächen. Je mehr Bauchfett, desto größer ist das Risiko für Herzinfarkt oder Typ-2-Diabetes – und auch für einen schweren Covid19-Verlauf“, so Aberle. Durch das geschwächte Immunsystem hätten Betroffene bei einer Covid19-Erkrankung schlechtere Startbedingungen, um mit dem Virus fertig zu werden. Das erkläre die oft schweren Verläufe bei Menschen mit Adipositas.

Bei einer bauchbetonten Fettverteilung („Apfeltyp“) ist das Risiko für Stoffwechselerkrankungen deutlich höher als bei Fettpolstern an Gesäß und Beinen („Birnentyp“). Ab einem Bauch- beziehungsweise Taillenumfang von 80 Zentimetern bei Frauen und von 94 Zentimetern bei Männern gilt das Risiko für Folgekrankheiten wie Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes als erhöht. Ab einem Bauchumfang von 88 Zentimetern bei Frauen und 102 Zentimetern bei Männern beginnt die „bauchbetonte Adipositas“, welche das Risiko für die genannten Krankheiten sogar deutlich erhöht.

Daten des RKI zufolge sind 34 Prozent der Erwachsenen – 31 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen –  von „bauchbetonter Adipositas“ betroffen. 31 Prozent derjenigen Erwachsenen, die dem Body Mass Index (BMI) nach „nur“ als übergewichtig und nicht als adipös gelten, haben aufgrund der ungünstigen Fettverteilung dennoch eine bauchbetonte Adipositas. Unter Personen mit Normalgewicht gemäß BMI betrifft das immerhin noch 3 Prozent. Die Berechnung erfolgte auf Grundlage der RKI-Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1 2008-11).

Der Welt-Adipositas-Tag ist ein weltweiter Aktionstag, der Aufmerksamkeit für die gesellschaftliche Bedeutung der chronischen Krankheit Adipositas und den damit verbundenen Folgekrankheiten schaffen soll. Der Tag findet jedes am 4. März statt und wird von der European Association for the Study of Obesity (EASO) und der European Coalition for People living with Obesity (ECPO) in Zusammenarbeit mit der World Obesity Federation (WOF) ausgerufen.

Weiterführende Informationen:

Pressekontakt:

Oliver Huizinga, Politischer Geschäftsführer
Email: pressestelle@adipositas-gesellschaft.de
Mobil: +49-1515 – 127 19 21

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