Pressemitteilung der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) Studie

Werbung verdoppelt Fast Food-Konsum bei Kindern

25. März 2019: In einem Brief an Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzministerin Heinen-Esser setzt sich die DAG für eine Beendigung der Subventionierung und Abgabe gesüßter Schulmilch ein:

• Fast Food-Werbung ist sogar stärker als ein gesundes Vorbild der Eltern
• Wissenschaftsbündnis fordert Verbot von Kinderwerbung für ungesunde Produkte

Berlin
 – Kinder, die Fast Food-Werbung sehen, essen rund doppelt so häufig Fast Food wie Kinder ohne derartigen Werbeeinfluss, wenn ihre Eltern selten Fast Food konsumieren. Darauf weist eine Langzeit-Studie mehrerer US-Universitäten mit 624 Kindern hin. Das Wissenschaftsbündnis „Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten“ (DANK) fordert schon lange, an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte in Deutschland zu unterbinden. „Solche Werbung konterkariert alle Bemühungen, Kindern gesunde Ernährung zu vermitteln“, sagt Barbara Bitzer, DANK-Sprecherin und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Selbstverpflichtungen der Industrie haben sich hier als wirkungslos erwiesen. Daher hilft nur ein Verbot, um Kinder vor dem gesundheitsschädlichen Einfluss von Werbung zu schützen.“ 

Für die Studie wurden die Familien ein Jahr lang begleitet. Die Kinder waren zwischen drei und fünf Jahre alt. Die Eltern füllten alle acht Wochen einen Fragebogen aus, welche TV-Sendungen ihr Kind wie lange gesehen hatte. Die Forscher berechneten daraus durch einen Abgleich mit Programmaufzeichnungen, wie viel an Kinder gerichtete Fast Food-Werbung (für McDonald’s) die Kinder in Kinderprogrammen wahrgenommen hatten. Zusätzlich berichteten die Eltern, wie oft ihr Kind in der vergangenen Woche bei McDonald’s gegessen hatte und ob sie selbst regelmäßig Fast Food essen. Ergebnis: Kinder, die viel entsprechende Werbung gesehen hatten, aßen rund doppelt so häufig bei McDonald’s wie „werbefreie“ Kinder („Rate Ratio“ 1,97). Schon wenig Werbung steigerte die Fast Food-Frequenz um 50 Prozent. Der Unterschied zeigte sich aber nur, wenn die Eltern selbst keine Fast Food-Fans waren. „Der Auslöser war hier möglicherweise der eigene Wunsch des Kindes nach Fast Food“, resümieren die Autoren. Wenn die Eltern selbst auch regelmäßig Fast Food konsumierten, machte Werbung keinen Unterschied – die Kinder aßen es ohnehin auch häufig. 

„Die Ergebnisse zeigen, dass Werbung Kinder sogar stärker beeinflussen kann als das gute Vorbild der Familie“, sagt Bitzer, „es ist nicht hinnehmbar, dass so alle Bemühungen von Eltern und Pädagogen für eine gesunde Kinderernährung zunichte gemacht werden.“ Auch die WHO empfiehlt ein Werbeverbot als wirksame Maßnahme gegen Übergewicht bei Kindern. Mehrere Länder haben bereits entsprechende Gesetze, u.a. Norwegen und Schweden. Auch die deutsche Verbraucherschutzministerkonferenz verabschiedete 2018 einen Appell an die Bundesregierung, gegen an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel vorzugehen: „Wo Selbstregulierung nicht funktioniert, steht der Gesetzgeber in der Pflicht, wirksame Maßnahmen zum Schutz der kindlichen Gesundheit zu ergreifen.“ 

In der Nationalen Reduktionsstrategie des Ernährungsministeriums wird das Thema zwar erwähnt, aber nur sehr vage. „Wir erwarten, dass Ministerin Klöckner in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte vorantreibt“, sagt Bitzer, „es wäre widersinnig, Babys vor ungesunder Nahrung wie gezuckerten Tees zu schützen, ältere Kinder aber nicht mehr.“ Denn die Ausbildung der Ernährungskompetenz beginnt erst nach der Babyphase. 

Literatur:
Studie: Emond JA et al.: Influence of child-targeted fast food TV advertising exposure on fast food intake: A longitudinal study of preschool-age children. Appetite. 2019 Sep 1;140:134-141 

Fachorgan Adipositas

Fachorgan Adipositas

Bleiben Sie mit der Fachzeitschrift Adipositas immer auf dem neusten Stand. Sie erscheint vier Mal jährlich. Für DAG-Mitglieder ist der Bezug kostenfrei.
Positionspapiere und Stellungnahmen

Positionspapiere und Stellungnahmen

Hier finden Sie Positionspapiere und Stellungnahmen der DAG zu verschiedenen Themen.
Medienleitfaden

Medienleitfaden

Die Stigmatisierung von Menschen mit Übergewicht stellt ein großes Problem dar. Unser Medienleitfaden Adipositas hilft Medienschaffenden dabei, sensibel und respektvoll zu berichten.
Aktuelles
15 April 2024
Die Behandlung der Adipositas steht vor einem Umbruch. Unsere Fortbildung bereitet Sie fachlich darauf vor und bringt Ihr Wissen zu Adipositas auf den aktuellen Stand. Melden Sie sich jetzt an und werden Sie "Adiposiolog:in DAG-DDG".
18 März 2024
Das diesjährige Motto unseres Kongresses „Wandel gestalten – Lösungen finden“ wurde von unserem leider verstorbenen Kongresspräsidenten Dr. Markus Menzen ins Leben gerufen. Sein plötzlicher Tod am 15.12.2023 hat eine beträchtliche Lücke hinterlassen, sowohl menschlich als auch fachlich. Dennoch möchten wir seine Visionen aufgreifen und den Kongr...
21 Dezember 2023
Völlig unerwartet ist unser Kollege und Vorstandsmitglied Dr. Markus Menzen am 15. Dezember 2023 verstorben. Wir sind tief erschüttert und bestürzt. Herr Dr. Menzen wurde 2022 zum Vorstandsmitglied und Kongresspräsidenten 2024 gewählt. Durch seine tägliche Arbeit als Chefarzt der Klinik für Diabetologie im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn war er mi...
DAG Kongress 2024
Der Adipositas-Kongress 2024 findet vom 16.10.-18.10.2024 in Köln unter dem Motto "Wandel gestalten-Lösungen finden statt"