Bitte keine Subventionierung mehr für gesüßte Schulmilch in NRW

Bitte keine Subventionierung mehr für gesüßte Schulmilch in NRW

25. März 2019: In einem Brief an Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzministerin Heinen-Esser setzt sich die DAG für eine Beendigung der Subventionierung und Abgabe gesüßter Schulmilch ein:

Sehr geehrte Frau Ministerin Heinen-Esser,

Nordrhein-Westfalen ist derzeit das einzige Bundesland, das im Rahmen der Schulmilchförderung noch gezuckerte Milchprodukte subventioniert. Der Vorstand der Deutschen Adipositas-Gesellschaft möchte Sie bitten, sich ab dem kommenden Schuljahr den anderen Bundesländern anzuschließen und zukünftig auf die Abgabe und Förderung von gezuckerten Schulmilchen zu verzichten.

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG) ist eine medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft von Wissenschaftlern und therapeutisch tätigen Experten aus mehr als 30 Disziplinen, die sich multi- und interdisziplinär dem Krankheitsbild Adipositas (starkes Übergewicht) widmen. Wir entwickeln Konzepte und Leitlinien zur Prävention, Diagnose und Therapie der Adipositas und setzen uns auch politisch für die Umsetzung dieses evidenzbasierten Wissens ein, z.B. am Runden Tisch und im Begleitgremium für die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie zur Senkung von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten von Bundesministerin Julia Klöckner.

In Deutschland haben rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen Übergewicht bzw. schweres Übergewicht. Es besteht eine kausale Beziehung zwischen Zuckerverzehr, insbesondere in flüssiger Form, und der Entstehung von Übergewicht, Adipositas und in der Folge auch von Stoffwechselkrankheiten, wie Bluthochdruck und Diabetes Typ 2. Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer Überflussgesellschaft auf und sind einem Übermaß an energdiedichten Lebensmitteln und Getränken im Alltag ausgesetzt.

Die Settings Kindergarten und Schule bieten hervorragende Möglichkeiten für die Adipositasprävention, denn hier werden Kinder aller sozialen Schichten

erreicht. „Making the healthy choice the easier choice“ lässt sich über das Nahrungsangebot in Kitas und Schulen hervorragend umsetzen. Wir begrüßen daher die Grundsatzentscheidung der EU-Kommission von 2017, nur noch ungezuckerte Schulmilch zu fördern; nun obliegt es den zuständigen nationalen Stellen, hier eine Entscheidung zu treffen. Wir haben es als wichtigen Durch-bruch gewertet, dass sich die Mehrheit der Bundesländer bereits 2017 der EU-Empfehlung angeschlossen haben und auch Hessen, Berlin und Brandenburg inzwischen nachgezogen sind.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt grundsätzlich, Zucker mög-lichst einzusparen und sieht in den DGE-Qualitätskriterien für die Schulernähr-ung vor, keine gesüßten Getränke und Schulmilchen in Schulen abzugeben. Die DAG setzt sich seit vielen Jahren für die verbindliche Umsetzung der DGE-Stan-dards in Kitas und Schulen ein. In unserem kürzlich veröffentlichten Konsensus-papier zur quantitativen Empfehlung für die Zuckerzufuhr in Deutschland haben wir gemeinsam mit DGE und DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) klar festge-stellt, dass der Zuckerverzehr von Kindern und Jugendlichen deutlich zu hoch ist und gesenkt werden sollte.1

Wir möchten Sie deshalb eindringlich bitten, auch in NRW keine gesüßte Schul-milch mehr zu subventionieren und die Abgabe in Kitas und Schulen nicht mehr zu erlauben. Bitte nutzen Sie den Verzicht auf subventionierte, gezuckerte Schul-milch als Chance für eine evidenzbasierte, sinnvolle und vergleichsweise einfach umsetzbare Adipositaspräventionsmaßnahme für die Schülerinnen und Schüler in NRW. Trinkwasserbrunnen und -zapfanlagen in Schulen sind die bessere, weil nachgewiesen gesundheitsförderliche Alternative.

Mit den besten Grüßen,

Prof. Dr. med. Martina de Zwaan
Präsidentin
Deutsche Adipositas-Gesellschaft

Dr. oec. troph. Stefanie Gerlach
Vorstand
Deutsche Adipositas-Gesellschaft

  1. www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/stellungnahme/Konsensuspapier_Zucker_DAG_DDG_DGE_2018.pdf

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