DAG begrüßt neue Adipositas-Definition der Commission on Clinical Obesity

Berlin, 15. Januar 2025. Die aus Experten und Expertinnen zusammengesetzte globale Commission on Clinical Obesity hat in „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ einen neuen, nuancierten Ansatz zur Diagnose der Adipositas vorgestellt. Dieser basiert zusätzlich zum Body-Mass-Index (BMI) auf anderen Messgrößen für überschüssiges Körperfett, wie z. B. den Taillenumfang oder die direkte Fettmessung, und berücksichtigt objektive Anzeichen und Symptome von Erkrankungen auf individueller Ebene.

Der Vorschlag zielt darauf ab, die Limitierungen der herkömmlichen Definition und Diagnose von Adipositas aufzuheben, die in der klinischen Praxis, aber auch mit Blick auf die Gesundheitspolitik, dazu führen, dass Menschen mit Adipositas nicht die für sie notwendige Behandlung erhalten. Darüber hinaus führen die Autoren zwei neue Diagnosekategorien für Adipositas ein, die auf

objektive Maßstäbe der Erkrankung auf individueller Ebene zurückgehen: „klinische Adipositas“ (eine chronische Erkrankung, die mit einer anhaltenden Funktionsstörung von Organen allein aufgrund von Adipositas einhergeht) und „präklinischer Adipositas“ (verbunden mit einem variablen Gesundheitsrisiko, aber keiner fortlaufenden Erkrankung). Die Autoren der Kommission fordern, dass alle Menschen, die mit Adipositas leben, bei Bedarf eine personalisierte, individuelle Gesundheitsberatung und evidenzbasierte Betreuung erhalten, frei von Stigmatisierung und Schuldzuweisungen, mit unterschiedlichen Strategien für klinische und präklinische Adipositas.

Prof. Dr. Matthias Blüher (Leipzig), Mitglied im Expertengremium der Kommission und Mediensprecher der DAG, unterstreicht: „Adipositas ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung die zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und zahlreichen Folgeerkrankungen führen kann. Die bisherige Definition über den Body-Mass-Index allein wird der Komplexität der Erkrankung und ihrer Ursachen nicht gerecht. Deshalb hat die Kommission versucht, differenziertere Kriterien für die Diagnose der Adipositas vorzuschlagen. Dieser Ansatz ist nicht neu, aber immer noch aktuell, da der Bedarf für eine bessere und Schweregrad-bezogene Therapie auch in Deutschland immer noch sehr hoch ist. Ich hoffe, dass die Arbeit der Kommission dazu führen wird, die Diskussion zur Prävention und Verbesserung der Therapie der Adipositas intensiver zu führen.“

Prof. Dr. med. Matthias Laudes (Kiel), Präsident der DAG, führt weiter aus:„Als deutsche Fachgesellschaft begrüßen wir diese wegweisende Arbeit der Kommission. Sie kann insbesondere dabei helfen weiterführende therapeutische Maßnahmen beim Versagen multimodaler Basistherapien personalisiert einzusetzen, was sowohl betroffenen Menschen zu Gute kommt, als auch den Ressourcen im deutschen Gesundheitswesen gerecht wird.“

Der nun eingebrachte Vorschlag kann aus Sicht der DAG dazu beitragen, die Bedeutung der Diagnose der Adipositas zu stärken. Der Mehrwert liegt in einer differenzierteren Betrachtungsweise der Krankheitsausprägung über Körpermaße wie Gewicht und Größe oder BMI hinaus und letztendlich einer daraus abgeleiteten Schweregrad-stratifizierten Therapie. Die DAG sieht darüber hinaus aber auch die Notwendigkeit, weitere Parameter wie die körperliche Leistungsfähigkeit zu berücksichtigen, das heißt beispielsweise die kardiorespiratorische und muskuläre Fitness.

Die DAG erhofft sich, dass die intensive Beschäftigung mit der Erkrankung Adipositas weiterhin zunimmt und die Erkenntnis weiter wächst, dass die Versorgungssituation von Menschen mit Adipositas verbessert werden muss, sodass die am schwersten betroffenen Patient:innen die bestmögliche und vor allem frühe Hilfe bekommen, aber auch Patient:innen in den Vorstadien der krankhaften Adipositas mehr Aufmerksamkeit zu Teil wird.

Mehr Informationen zur Studie und der Arbeit der Kommission finden Sie unter: https://www.thelancet.com/commissions/clinical-obesity

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