DAG und AGA begrüßen Einführung DMP Adipositas für Kinder und Jugendliche und mahnen zügige Vertragsumsetzung an
Berlin, 03. Juni 2025. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG) und die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) begrüßen den im Bundesanzeiger am 30. Mai veröffentlichten Beschluss zur Einführung eines altersgerechten Disease-Management-Programms (DMP) für Kinder und Jugendliche mit Adipositas. Nachdem das Bundesgesundheitsministerium grünes Licht gegeben hat, wird dieses nun zum 01. Juli 2025 eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt können die Kassenärztlichen Vereinigungen mit den regionalen Krankenkassen in Vertragsverhandlungen treten, um letztlich das DMP für alle Betroffenen auch im Praxisalltag verfügbar zu machen. Das DMP soll bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas das Risiko verringern, dass die Erkrankung und bereits bestehende Komorbiditäten bis ins Erwachsenenalter fortbestehen bzw. sich ausweiten.
Eine Adipositas kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein, etwa mit Blick auf die Ursachen und Krankheitslast, aber auch bezogen auf die Möglichkeiten, gesundheitlich ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu ändern. Bei Kindern und Jugendlichen spielen zudem Faktoren eine Rolle, die sich aus der familiären Situation beziehungsweise aus der sozialen Umgebung ergeben können. Deshalb soll im DMP Adipositas von den koordinierenden Behandlern ein am individuellen Bedarf orientierter Behandlungsplan aufgestellt werden, der das primäre Ziel einer Lebensstilintervention, also der Optimierung der Ernährungsgewohnheiten und des Bewegungsverhaltens, aber auch die Erwartungen und Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen, berücksichtigt.
Prof. Dr. med. Susann Weihrauch-Blüher (Halle), Sprecherin der AGA und Vizepräsidentin der DAG, kommentiert: „Bereits Kinder und Jugendliche können eine Adipositas im Sinne einer chronischen Erkrankung mit einem enormenLeidens- und Krankheitsdruck entwickeln. Mit dem altersgerecht ausgestalteten DMP bekommen diese nun die Chance auf ein systematisches und familienzentriertes Unterstützungsangebot. Nun sind die Krankenkassen und kassenärztlichen Vereinigungen in der Pflicht, auf regionaler Ebene zügig Ihre Vertragsverhandlungen zu beginnen und diese auch zum Abschluss zu bringen, damit das DMP nicht nur auf dem Papier existiert, sondern auch bei den Betroffenen ankommen kann.“
Prof. Dr. med. Martin Wabitsch (Ulm), stellvertretender Sprecher der AGA und als Vertreter der Kinder- und Jugendmedizin im Entstehungsprozess des DMPs gegenüber dem G-BA mit beteiligt, führt aus: „Mit gut 2 Millionen übergewichtigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland (ca. 15 Prozent) zwischen drei und siebzehn Jahren ist es höchste Zeit, die Versorgungslandschaft so zu gestalten, dass diese Zahlen nicht weiter steigen, sondern besser sinken. Im Rahmen des Beratungsprozesses zum DMP haben wir uns deshalb sehr gerne mit unserer Expertise eingebracht und werden auch weiterhin die Implementierung des DMPs begleiten und wo möglich vorantreiben. Bislang gab es in Deutschland keine Strukturen noch einheitliche Behandlungsprogramme. Durch das DMP ist nun eine Leitlinien-konforme Therapie möglich. Das Ziel ist, dass jeder Kinder- und Jugendarzt seine Patient:innen einschreiben und in seinem Einzugsgebiet an der strukturierten Versorgung seiner Patient:innen teilnehmen kann.“
Prof. Dr. med. Matthias Laudes (Kiel), Präsident der DAG, ergänzt: „Wir müssen die Versorgungslücken endlich schließen. Da eine gesetzliche Verpflichtung, dass eine Krankenkasse ein DMP anbieten muss, nicht besteht, appellieren wir hier auch an den Gesetzgeber, diese Regelung entsprechend anzupassen und eine verpflichtende Einführung innerhalb eines fixen Zeitrahmens festzuschreiben. Die neu geschaffenen Möglichkeiten müssen zeitnah im Versorgungsalltag ankommen.“
Informationen zum DMP Adipositas für Kinder und Jugendliche: